Chronik


Marcello Martini: Vom KZ-Häftling zum Ehrenbürger

29. 11. 2020 • Als der 15-jährige Marcello Martini am Ostersonntag 1945 nach Auflösung des Konzentrationslagers Hinterbrühl mit hunderten Mitgefangenen von der SS auf den Todesmarsch nach Mauthausen getrieben wurde, dachte er sicher nicht, dass er jemals an den Ort seiner Leiden zurückkehren würde – und noch viel weniger, dass diese Rückkehr in einen beispiellosen Akt der Versöhnung münden würde. Es ist wert, diesen Weg der Ver­söh­nung, den er in seinem späte­ren Leben beschritten hatte, in seinen Abschnitten zu verfolgen.

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Ein Buch, das unter die Haut geht

Eine gute Gelegenheit dazu gibt das Buch von P. Jakob Mitterhöfer, „Mit 14 Jahren im KZ“, in dem er Erinnerungen von Marcello Martini an seine Gefangen­nahme, das Leben im KZ unter unmenschlichen Bedingungen, an den Todesmarsch nach Mauthausen und seine Heimkehr zur Familie zusammengefasst. Ergänzt werden diese Berichte durch Informationen über die Flugzeugproduktion in der Seegrotte und durch Bei­träge der Familie Martinis.

Geschichten, die Grauen erwecken

Martini erzählt von den ­Todesängsten beim Transport in Viehwaggons nach Mauthausen und von den ­Drohungen der SS, für jeden ­Geflohenen zehn Gefangene zu erschießen.

Er erzählt vom Leben im KZ, den Entbehrungen, der Gewalt, den Schlägen, den körperli­chen und seelischen Misshan­dlungen. 

Aber er erzählt auch vom seltenen Aufblitzen von Menschlichkeit bei manchen Wächtern und vom Zusammenhalt der italienischen Gefangenen, die ihm das Überleben ermöglicht haben.  

Die Brutalität der SS-Schergen zeigen Geschichten wie diese:

Bei einem  Besuch von schaulustigen Nazis im KZ Hinterbrühl wurde die Funktionsfähigkeit des elektrischen Zauns demon­striert, indem man willkürlich einen Häftling ergriff und in den Zaun warf.

Oder: Als beim Todesmarsch an einem Tag trotz wiederholtem Zählen fünf Gefangene zuviel ermittelt wurden, löste man das Problem, indem von einem SS-Mann 5 Gefangene erschossen wurden. Einfach nur, damit die Buchhaltung wieder stimmt. 


Erhältlich ist das Buch im ­ in der Buchhandlung Kral, ­Mödling und St. Gabriel sowie bestellbar im Buchhandel. ISBN  978-3-200-07194-0

Ferdinand Szuppin, 0660 604 50 10, ferdinand@szuppin.at, bringt Ihnen das Buch auch gerne an Ihre Adresse. Bitte einfach anrufen.


Die Versöhnung des Marcello Martini mit Hinterbrühl

29. 11. 2020 • Ein KZ-Häftling, der verfügt, dass ein Teil seiner Asche an der Stätte seiner Leiden ruhen solle, dass eine Gemeinde ihn zum Ehrenbürger ernennt: Das sind Gesten der Versöhnung, die in den Medien viel beachtet wurden – undweit über unseren Ort hinaus wirken werden.

Mit 14 Jahren von der SS ins KZ deportiert

Als Kind eines führenden italieni­schen Widerstands­kämpfers wurde er gemeinsam mit der gesamten Familie von der SS und ihren italienischen Helfern 1944 gefangen genommen. Während seinem Vater beim Abtransport die Flucht gelang,  blieb er in den Fängen der Nazis – und wurde zunächst ins KZ Mauthausen gebracht und dann über Wiener Neustadt ins KZ Hinterbrühl. 

Zwangsarbeit, um Kriegs-Niederlage abzuwenden

Im KZ Hinter­brühl musste Marcello – fast noch ein Kind – in der Seegrotte unter unmenschlichen Bedingungen am Bau von Flug­zeug­rümpfen mitarbeiten. Der Volksjäger He 162 („Volksjäger“, was für ein zynisches Wort) sollte die Überlegenheit der alliierten Bomber im Luftkrieg über Deutsch­land brechen.

Den Todesmarsch nach Mauthausen überlebt

Während 200 Gefangene auf dem siebentägigen, 207 km langen grausamen Fuß­marsch nach Mauthausen starben – durch eine Kugel der SS-Be­wacher oder an Erschöpfung  –  schaffte es
­Marcello Martini bis ins KZ Mauthausen.  

Nach der Befreiung ziel- und orientierungslos

Die KZ-Häftlinge wurden während ihrer Gefangenschaft derart erniedrigt und seelisch gebro­chen, dass nach der Befreiung durch die US-Truppen am 5. Mai 1945 vorerst keine Gedanken an ihre Familien oder an eine Heimkehr aufkamen. Erst am 21. Mai trat Marcello den vom Roten Kreuz und von den Amerikanern organisierten Weg nach Hause an.

Der schwierige Weg in ein normales Leben

Nach der Heimkehr –  unterer­nährt und mit Mangelerschei­nungen – hatte er Schwierigkeiten, sich in seiner Familie zu­recht­zufinden. Auch sein Umfeld machte es ihm manchmal nicht leicht. So fragte sein Lehrer voller Unver­ständnis, warum er denn die Zeit im KZ nicht dazu genutzt habe, seinen Lehrstoff zu lernen.

Rückkehr ins KZ – nach Jahren des Schweigens 

Lange Jahre hat Marcello Martini über seine Erlebnisse im KZ geschwiegen – gegenüber seiner ­Familie und der Öffentlichkeit.  

Als er im Radio deutsche Worte hörte, musste seine Familie den Sender wechseln.

Als ihm seine Schwester 1965 erzählte, dass sie nach Wien fahren wolle und dabei auch einen ­Besuch in Mauthausen plane, brachen in Marcello die Erinnerungen  auf – und er fuhr mit. Sein Vater und seine Schwester erfassten erst in Mauthausen, welche Qualen Marcello erlitten hatte. 

Neue Lebensaufgabe: Weg der Versöhnung beginnt

Erst nach seiner Pensionierung im Jahr 1984  ließ Martini  sich überreden, seine Erinnerungen in einem Buch aufzuzeichnen und hielt Vorträge vor Schülern. Dabei beeindruckte er immer wieder durch die Ausgewogenheit und Versöhnlichkeit seiner Berichte.

Besondere Beziehung zu Hinterbrühl

Bei seinen Besuchen in Hinter­brühl schloss er Freundschaft mit Pfarrer Jantsch und später mit Pfarrer P.  Jakob Mitterhöfer und anderen Hinterbrühler Gemeinde­bür­gern.

Und hier fand er bei einem seiner Besuche an der Stelle des früheren KZ eine Gedenkstätte vor, die Pfarrer Franz Jantsch mit einer Gruppe engagierter Hinterbrühler geschaffen hatte. 

Die freundschaftliche Aufnahme in Hinterbrühl bewegte Martini zu häufigen Besuchen der KZ-Ge­denkstätte. Mit italienischen  Jugendgruppen kam er, um diesen von seinen Erlebnissen zu be­richten. Die Gedenkstätte bezeichnete er als sein „Sacrario“, sein ­Heiligtum.

Der Wunsch, dass seine Asche hier ruhen solle

Gegenüber seiner Familie äußerte Martini wiederholt den Wunsch, dass ein Teil seiner Asche als Zeichen der Versöhnung auf der KZ-Gedenkstätte ruhen solle.

Nach seinem Tod berichtete die Familie Martini P. Jakob Mitter­höfer von diesem Wunsch, und er bemühte sich sofort, diesen zu ­erfüllen.

Große Geste der Versöhnung und des Verzeihens

P. Jakob erkannte sogleich die ­Dimension dieses Wunsches: Ein ehemaliger KZ-Häftling, der zum Zeichen der Versöhnung einen Teil seiner Asche der Stätte seiner ­Leiden widmen will. 

Versöhnung kann nur von beiden Seiten kommen

Diese Erkenntnis bewog P. Jakob,  die Verleihung der Ehrenbürgerschaft postum an Marcello Martini zu beantragen. Ein Schritt, der von der Pfarre unterstützt und erfreulicherweise vom Bürgermeister und den Hinterbrühler Gemeinderäten äußerst positiv aufgenommen wurde. 

Ehrenbürgerschaft für Marcello Martini

‍ Am 29. September 2020 beschloss der Hinterbrühler Gemeinderat einstimmig die Verleihung der ­Ehrenbürgerschaft an Marcello Martini und am 23. Oktober war es so weit: In einer würdigen Feier wurde am KZ-Platz eine Gedenk­tafel über seiner Asche enthüllt und in der Hinter­brüh­ler Pfarrkirche nahm die Witwe Mariella Martini im Beisein ihrer Tochter Alessandra und der Enkelin Matilda aus den Händen des Bürgermeisters die Ehrenbürgerurkunde entgegen.


Buch: Die Geschichte einer Hinterbrühler Institution

07. 10. 2017 • Der „Paulinenhof“ – ein Juwel aus der „goldenen Ära“ unseres Ortes

Unter „Paulinenhof“ verstehen wir heute zumeist die Gemeindewohnhausanlage Gießhübler Straße 21 gegenüber dem ehemaligen Insel-Bad und dem Kindergarten. Ein neues Buch lässt die Zeit aufleben, in der Hinterbrühl renommierte Tourismusgemeinde war. 

Der historische „Paulinenhof“ erstreckte sich an der Gießhübler Straße nördlich Richtung Hortigstraße und war für Jahrzehnte eine renommierte Kur- und Badeanstalt. Sie prägte die goldene Ära in der Geschichte Hinterbrühls als Luftkurort und Zentrum des Fremdenverkehrs nahe von Wien. Neben den Kurgästen und Sommerfrischlern verzeichnete Hinterbrühl an Doppelfeiertagen wie Pfingsten 12.000 bis 15.000 Besucher.

Aus einem alten Dokument geht hervor, dass Hinterbrühl im Jahr 1933 eine Quote von 5Sommergästen pro 2 ständigen Einwohnern aufzuweisen hatte – damals mehr als jeder andere Ort in Österreich.

Der „Paulinenhof“ – eine Wellness-Oase 

1879 errichtete Baron Bechade-Rochepine an der Gießhübler Straße einen Wirtschaftshof samt Meierei – den „Clarahof“ und daneben ein großzügiges Freibad. 1886 errichtete der nachfolgende Besitzer Philipp Jiratschek dort ein Hotel, das nach dessen Gattin den Namen „Paulinenhof“ erhielt. Ein nachfolgendes Sanatorium mit Kaltwasser-Heilanstalt mitsamt dem Inselbad gehörten zum Angebot ebenso wie ein eigener Fuhrpark und gelegentliche Theatervorstellungen für die zumeist prominenten Kurgäste – darunter auch Arthur Schnitzler. 

Als „schönster Punkt im Wienerwald“ beworben, war diese Institution jahrzehntelang ein begehrter Anziehungspunkt für betuchte Gäste und Touristen, bis infolge der Wirtschaftskrise in den 1930er-Jahren und nach Einstellung der elektrischen Bahn von Mödling nach Hinterbrühl die Gäste ausblieben und der Niedergang einsetzte.

Die erhalten gebliebenen – an die derzeitigen Gemeindebauten angrenzenden – Gebäudeteile des „alten“ Paulinenhofs wurden von den heutigen Eigentümern aufwendig renoviert und lassen ein Bild von der früheren „Wellness-Oase“ Paulinenhof erahnen.

Neue Broschüre über den „Paulinenhof“

Nun ist eine 72-seitige, aufwendig gestaltete Broschüre erschienen, in der die Geschichte dieser traditionsreichen Liegenschaft detailreich dokumentiert und darüber hinaus interessierten Lesern ein Eindruck von jenen Zeiten vermittelt wird, in denen Hinterbrühl begehrter Luftkurort und bedeutendes Tourismuszentrum im Wienerwald war.

Die Broschüre ist in der Hinterbrühler Trafik sowie im Bürgerservice des Gemeindeamtes um
€ 15,– erhältlich. Der Reinerlös kommt sozialen Projekten zugute. 

Herausgeberin: Elfriede Huber. Historische Recherche und Texte: Dipl. Ing. Hans Kretz. Grafische Gestaltung und Produktion: Ferdinand Szuppin.


Gemeinsame Hilfe für Schulkind

07. 10. 2017 • Als die Finanzierung einer Stützkraft für ein Schulkind an bürokratischen Hürden scheiterte, sprang die Bürgerliste kurzfristig mit Mitteln aus ihrem Sozialfonds (Weihnachtsstandl) ein. 

LIONS helfen spontan in diesem Notfall

Da die Kosten für die Bürgerliste alleine nicht zu stemmen waren, brachten die LIONS Hinterbrühl rasch und unkompliziert einen großen Betrag auf, der die Finanzierung der Stützkraft für das Schulkind bis zum Schulschluss sicherstellte. 

Danke an Christian Menzel und alle LIONS Hinterbrühl-Mitglieder, die einem Kind und dessen Familie in einer Notsituation helfen konnten.


Gemeinde-App umgesetzt

26.01. 2017 • Erfreulich rasch hat die Gemeindeführung den Bürgerlisten-Vorschlag (Blickpunkt 98) aufgegriffen, eine Gemeinde-App für Smartphone und Tablet zu installieren. Die App bietet einige recht hilfreiche Funktionen.

Die App „Gem2Go“ wird bereits von vielen Gemeinden in Österreich genützt. Nun ist auch Hinterbrühl diesem Pool beigetreten. Die App kann im iTunes-App-Store und im Google Play Store sowie über die Gemeindehomepage gratis heruntergeladen werden.

Informationen gibt es zu verschiedenen Bereichen, von der Amtstafel bis zu Gemeindemitteilungen, Amtsterminen, Notdiensten, Müllkalender mit Erinnerungsfunktion, Freizeitangeboten, Wirtschaft, Heurigenkalender, Ortsplan etc.

Danke für die rasche Umsetzung und die professionelle Betreuung durch Nicole Waldhör im Gemeindeamt.

Ausführliche Berichte zu verschiedenen Themenbereichen aus den Jahren bis 2015 haben wir für Sie nach Sachbereichen übersichtlich und chronologisch zusammengestellt.